Internationale Perspektiven

Politische und wirtschaftliche Unsicherheiten führten 2016 zu einem erhöhten Sicherheitsbedürfnis der Anleger und zu einer spürbaren Zurückhaltung bei Börsentransaktionen. Negativzinsen und volatile Finanzmärkte forderten die Banken weiter.

Die Weltwirtschaft wächst seit der Finanzkrise 2008 verhalten. Im Herbst 2016 befanden sich die Industriestaaten in einer moderaten Erholungsphase. Die Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten zum Jahresbeginn und das unerwartete Brexit-Votum im Vereinigten Königreich im Juni 2016 hatten zwar zu einem Anstieg der Unsicherheit an den Börsen geführt, doch blieben die realwirtschaftlichen Effekte bisher begrenzt. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert für 2017 ein Wachstum der Weltkonjunktur von 3.4 Prozent.

In den Schwellenländern konnte sich der begonnene Stabilisierungsprozess mit der Erholung der Rohstoffpreise fortsetzen und das Wachstum leicht beschleunigen. Die Transformation der chinesischen Wirtschaft ist trotz der Turbulenzen zum Jahresbeginn bislang ohne grössere Wachstumseinbrüche gelungen.

USA

Für die US-Wirtschaft wird prognostiziert, dass diese unter dem neuen Präsidenten dank Steuersenkungen und Infrastrukturinvestitionen einen Gang zulegt. Seit der Wahl von Donald Trump haben die Märkte ein höheres Wachstum, eine steigende Inflation und eine restriktivere Geldpolitik im Voraus einkalkuliert. Die wirtschaftspolitischen Massnahmen der neuen US-Regierung dürften das Wachstum 2017 noch nicht entscheidend beeinflussen. Es gibt jedoch Anzeichen, dass sich die Unternehmensinvestitionen erholen und ein BIP-Wachstum von 2.3 bis 2.8 Prozent ermöglichen sollten.

Euro-Zone

Die Konsumentenstimmung und das Vertrauen der Industrie haben sich in den letzten Monaten des Jahres 2016 in der Euro-Zone auf breiter Front verbessert. Das Wachstumsgefälle innerhalb der Währungsunion bleibt gross und dürfte sich nicht so rasch annähern. Zugleich bleiben in Europa neben den geopolitischen Risiken weitere Gefahrenherde bestehen: die Griechenland-Krise, die Bankenkrise in Italien sowie die Wahlen in Deutschland und Frankreich. Neue Herausforderungen ergeben sich zudem aus dem Referendumsentscheid des Vereinigten Königreichs für einen Austritt aus der Europäischen Union.

Für 2017 ist eine Fortsetzung des Aufschwungs, nicht aber eine Beschleunigung zu erwarten: Die Probleme im italienischen Bankensektor bremsen die Kreditvergabe und der Ölpreisverfall sowie die Euro-Abwertung im Jahr 2016 unterstützen das Wachstum nicht mehr zusätzlich. Die moderate wirtschaftliche Erholung im Euro-Raum bleibt vornehmlich durch die expansive Geldpolitik getrieben und verdeckt vorerst ungelöste strukturelle Probleme.

Schweiz / Liechtenstein

Nach vier deutlich positiven Quartalen expandierte die Schweizer Wirtschaft im dritten Quartal 2016 fast nicht mehr. Die abrupte Bremsung des BIP-Wachstums kam überraschend, insgesamt scheint der Erholungskurs der Schweizer Wirtschaft aber nicht in Frage gestellt. Für das Gesamtjahr 2016 erwartet die Expertengruppe des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO daher unverändert ein BIP-Wachstum von 1.5 Prozent. Die Vorlaufindikatoren deuten auf eine Fortsetzung der moderaten wirtschaftlichen Expansion hin. Die Stabilisierung des Arbeitsmarktes nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) am 15. Januar 2015 hat zu einer Verbesserung der Konsumentenstimmung geführt. Für die Jahre 2017 / 2018 zeichnet sich ein Wachstum von etwa 1.5 Prozent ab.

Die Aufwertung des Frankens betraf auch die liechtensteinische Volkswirtschaft; die Folge war eine Dämpfung der konjunkturellen Entwicklung. Im Laufe des Jahres ist die liechtensteinische Volkswirtschaft jedoch wieder auf den Wachstumskurs zurückgekehrt, wie das Amt für Statistik im Herbst 2016 informierte.