Internationale Perspektiven

Die Konjunktur hat sich seit Mitte 2018 weltweit abgekühlt. Die globale Handelstätigkeit ist gedämpft und geht mit niedrigem Wachstum und erhöhter politischer Unsicherheit einher. Die Zentralbanken haben auf die Wachstumsverlangsamung mit Zinssenkungen reagiert. Für eine kleine Volkswirtschaft wie Liechtenstein ist dieses Umfeld herausfordernd.

Nachdem das Wachstum der Weltwirtschaft 2019 auf den tiefsten Stand seit der Finanzkrise (2008/2009) gefallen ist, wird 2020 allgemein mit einer leichten Belebung gerechnet. In den Industrieländern stützt die solide Inlandsnachfrage die Konjunktur, die durch die Schwäche im Welthandel und im globalen Industriesektor belastet wird. Trotz der vielen politischen und wirtschaftlichen Unwägbarkeiten war die Entwicklung an den Aktienmärkten 2019 nicht zuletzt wegen der Zinssenkungen der Notenbanken erstaunlich robust.

USA

Das laufende Jahr wird vom US-Präsidentschaftswahlkampf geprägt. Die amtierende Regierung wird darauf achten müssen, dass die Wirtschaft die Wähler bei Laune hält. Die Aussichten für die US-Wirtschaft werden an den Finanzmärkten daher recht optimistisch beurteilt. Der private Verbrauch bleibt vorerst die Stütze der US-Konjunktur. Ein Ende der lockeren Geldpolitik ist – wenn überhaupt – nicht vor Mitte 2020 zu erwarten.

Euroraum

Der Euroraum ist stark vom Weltmarkt abhängig. Daher haben der Handelsstreit zwischen den USA und China, der Rückgang des Welthandels und der globalen Industrieproduktion sowie die nachlassende Investitionstätigkeit in Asien Spuren hinterlassen. Das Wirtschaftswachstum sank im Jahr 2019 auf dem tiefsten Stand seit der Eurokrise. Davon war Deutschland mit seinem überdurchschnittlich grossen Industriesektor besonders stark betroffen. Gestützt wird die Wirtschaft derzeit vor allem vom privaten Konsum, der vom robusten Arbeitsmarkt und den steigenden Löhnen profitiert. Der Internationale Währungsfonds geht davon aus, dass das Wirtschaftswachstum der Eurozone 2020 nur geringfügig höher ausfallen wird.

Schweiz / Liechtenstein

Der US-Protektionismus hat die Wachstumsaussichten für die Schweiz deutlich eingetrübt. Nach 0.9 Prozent für das Jahr 2019 erwartet die von der KOF (Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich) befragte Expertengruppe für 2020 in der Schweiz ein BIP-Wachstum von 1.3 Prozent und in fünf Jahren eines von 1.5 Prozent. Tragende Säulen der Konjunktur bleiben auch in der Schweiz der Konsum und die günstige Arbeitsmarktlage. Laut Analysten werden 2020 vor allem die Pharmaindustrie, der Handel und die Finanzdienstleistungen Wachstumsbeiträge liefern. Auch Grosssportereignisse wie die Olympischen Sommerspiele in Japan werden sich positiv auf die Konjunktur auswirken, da in der Schweiz ansässige internationale Sportverbände Lizenzeinnahmen verbuchen werden. Aufgrund der politischen und ökonomischen Unsicherheiten ist ein Ende der Frankenstärke noch nicht absehbar.

Finanzplatz Liechtenstein

Die liechtensteinischen Finanzdienstleister sind international ausgerichtet und bekommen dadurch die konjunkturelle Abkühlung und den Rückgang des globalen Warenhandels zu spüren. Dennoch ist der Liechtensteinische Bankenverband laut einer Einschätzung (veröffentlicht in der «Finanzplanung der Regierung 2020 bis 2023») zuversichtlich. Die seit dem Geschäftsjahr 2016 zu verzeichnende Tendenz der positiven Entwicklung hat sich 2019 fortgesetzt. Die Banken verwalten mehr Vermögen und beschäftigen mehr Personal als vor der Finanzkrise. Kernherausforderungen bleiben laut Einschätzung des Bankenverbandes: Digitalisierung, Negativzinsen, geopolitische Konflikte in Kombination mit volatilen Finanzmärkten, Fachkräftemangel sowie Umfang und Komplexität der Regulierung.